Die Halbzeit unseres landesgeförderten Projekts „Raum 243 – Vom Stadtmuseum zum Museumscampus“ ist bereits verstrichen. Höchste Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Und um es gleich vorwegzunehmen: Raum 243 entwickelt sich immer mehr zum Motor und Beschleuniger einer Vielzahl von Prozessen. Ohne die Förderung des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst hätten wir diese mangels entsprechender Ressourcen nie anstoßen können.
Im zweiten geförderten Coaching mit unserer Kulturexpertin Anke von Heyl haben wir Rückschau gehalten auf das Erreichte und die kommenden nächsten Schritte vorbesprochen. Über allem steht die Frage: WAS KANN MUSEUM? Und welche Rolle spielt „Raum 243“ auf dem Weg zum Museumscampus, zum nachhaltigen Museum und einer von diesem ausstrahlenden Bildungslandschaft. Wie lassen sich diese Ziele sinnvoll und nachhaltig verschränken?
Die angestossenen Prozesse sind sehr vielfältig:
Da ist zum einen die Ausstattung mit vielfältiger Hardware:
- die Installation von Glasfaseranschluss und WLAN auf dem gesamten Museumsareal (die voraussichtlich im Laufe dieses Monats endlich abgeschlossen wird),
- die Anschaffung von iPads,
- Kameras,
- Fotodruckern,
- Gaming-Equipment,
- einem kleinen Sound-Studio,
- 3D-Drucker,
- einem Hybrid-Videokonferenzsystem,
- die Einrichtung eines Starkstromanschlusses und Beleuchtung im Außenbereich
- sowie von Farbscheinwerfern zur Inszenierung der Innen- und Außenräume.
All diese Anschaffungen tragen, zusammen mit einem auf Ermöglichung und Potenzialentfaltung ausgelegten pädagogischen Konzept dazu bei, das Stadtmuseum für innovative programmatische Ideen zu rüsten und zukunftsstark zu machen, als „Museumscampus“ und Kristallisationspunkt innerhalb einer (zusammen-)wachsenden Bildungslandschaft sowie als Ort des Wohlfühlens, der Begegnung, des sozialen Zusammenhalts und der Gemeinschaft. Wir stossen damit einen Entwicklungsprozess an, der sich auf Programm, Publikum, Personal und Partner auswirkt. Ohne das Projekt wäre ein solcher Aufbruch undenkbar gewesen.
Begonnen hat alles mit der „Leerung“ von „Raum 243“. Eine mit Design Thinking Methoden durchgeführte Ausgestaltung des ehemaligen Wechselausstellungsbereiches in engster Abstimmung mit der Zielgruppe (Jugendliche aus der benachbarten Werkrealschule) hat uns tiefe Einblicke ins Quartier gegeben und einen regen Austausch mit der Brötzinger Schule in Gang gesetzt, der im neuen Schuljahr mit weiteren Angeboten fortgesetzt werden soll. Die ursprüngliche Idee, Raum 243 als dritten Ort zu etablieren, hat während der Projektlaufzeit zahlreiche neue Facetten hinzugewonnen. Inzwischen nutzen nicht nur Jugendliche den Raum. Die Schulsozialarbeit der Nachbarschule hat Interesse an den Räumen, v.a. in der kühlen Jahreszeit.
Über unseren Projektpartner Moki (Mobile Kinderangebote des Stadtjugendrings) finden regelmäßig im Zweiwochenrhythmus „Coding & Making“ Workshops für Grundschulkinder statt. Mit der Initiative „Enzwerk“ sind 3D-Workshops in Planung.
Es ist uns gelungen, den traditionsreichen Bürgerverein des Stadtteils für unsere Ideen zu begeistern und ihn in künftige Aktivitäten einzubinden. Erste Programmidee: Ein Instagram-Kurs von jungen Menschen für die Mitglieder des Vereins, der in eine Art Installation-Walk und zugleich Ausstellung in Raum 243 münden soll.
Inzwischen ist auch die Entscheidung für einen eigenen Instagram-Account für unser Projekt gefallen. Er wird zeitnah aufgesetzt.
Für den Auftakt der Sommerferien planen wir eine „Woche der offenen Tür“ mit einem abwechslungsreichen Workshop-Programm an jedem der einzelnen sieben Tage. Sie soll dazu beitragen, Raum 243 sichtbarer zu machen und mehr Kinder und Jugendliche einladen, hier her zu kommen, um sich frei von Konsumzwängen mit den Angeboten im Raum zu befassen oder einfach nur zu chillen. Mit den Angeboten von „Raum 243“ füllen wir das sogenannte Sommerloch.
Mit den Kolleg:innen der Abteilung Klimaschutz im Amt für Umweltschutz und des Grünflächen-und Tiefbauamtes sind wir seit der im April sehr erfolgreich veranstalteten Balkonkasten-Pflanzaktion im Kräutergarten, in einem engen Austausch. Aktuell planen wir für 2024 eine gemeinsame Ausstellung zum Thema Nachhaltigkeit, die ab dem nächsten Spätjahr auf dem gesamten Museumsareal stattfinden soll.
Neben diesen speziellen Angeboten und Projektideen haben wir begonnen, Raum 243 an drei Tagen pro Woche für jugendliche Besuchende zu öffnen, die hier eigeninitiativ und selbstgesteuert die verfügbaren digitalen und analogen Angebote nutzen können. Die stetig und organisch wachsende Zahl an Besuchenden ermöglicht uns ein schrittweises Vorgehen um den Betreuenden und Partnern die Möglichkeit zu geben, Formate und Angebote zu testen und sich allmählich auf mehr Kinder und Jugendliche einzustellen. Zu unserer Überraschung kommen vermehrt auch Kinder im Grundschulalter vorbei, so dass sich jetzt schon, in der Anfangszeit der Öffnung, die Zielgruppen mischen.
Inzwischen hat sich bereits die zweite Familie aus dem Quartier mit Ihrem Freundeskreis zum Brotbacken im Holzofen beim Kräutergarten angemeldet. Auch hier beschreiten wir neue Wege als Beitrag zum Community building.
Aktuell sind wir in der Akquise von neuem Betreuungspersonal, da Loretta Hoffmann im August zum Studium in die Ferne aufbricht.
Fazit: „Raum 243“ erweist sich immer mehr als ein Beschleuniger für die Entwicklung des Museumsareals. Mit seiner Hilfe stellt sich das Stadtmuseum neu auf und entwickelt sich zu einem besonderen Ort, der Bildung, des Wohlfühlen und des sozialen Austauschs . Damit erfüllt das Stadtmuseum alle Kriterien der neuen Museumsdefinition des Weltverbandes der Museen ICOM. Es könnte zur Blaupause für die Weiterentwicklung der anderen städtischen Museen werden. Wir sind gespannt, ob das gelingt.