Spielend Pforzheims Geschichte erfahren

von | Mai 3, 2023

Zum Konzept des „Museumscampus“, dessen Auftakt Raum 243 bildet, gehört auch die Weiterentwicklung analog-digitaler Projekte zur Lokalgeschichte für Schulklassen. In den letzten Monaten haben wir nach der Design Thinking Methode ein spielebasiertes Format entwickelt, das sich intensiv mit dem 23. Februar, seiner Vor- und Nachgeschichte befasst. Sein Titel lautet: „Im Schatten des Unrechtsstaates. Auf Spurensuche durch Pforzheim“

Im Rahmen eines Projekttages recherchieren die Jugendlichen an verschiedenen Stationen – Schule, Stadtarchiv, Wallberg, Stadtmuseum – ein tragisches Pforzheimer Familienschicksal. Es spielt im Nationalsozialismus und im Zweiten Weltkrieg und wirkt bis in die Gegenwart hinein. Mit Videosequenzen, einem Chatbot, AR Experience und spielebasierten Elementen begeben sich die Schülerinnen und Schüler ab Klassenstufe 9 auf Spurensuche in Pforzheim. Hier begegnen sich lokalgeschichtliches Lernen und Medienbildung.

Bereits zum zweiten Mal hat eine weitere 9. Klasse des Keplergymnasiums am 3. Mai den Projektablauf erprobt, der nach dem ersten Testing nochmals modifiziert wurde. Der Projekttag startete in der Schule mit einer Hinführung zum Thema Widerstand im Nationalsozialismus und einem Teaser-Video. Anschließend durchliefen die Jugendlichen im Stadtarchiv eine Art Tutorial, das ihnen den Umgang mit historischen Quellen nahe brachte, denn die Quellenlektüre ist für das spätere Spiel sehr wichtig. An der nächsten Station auf dem Wallberg stand die Zerstörung Pforzheims im Vordergrund, die mit einem Impulsvortrag von Christina Klittich eingeführt und mit Augmented Reality Anwendungen auf iPads vor Ort veranschaulicht wurde. Dabei konnten die Jugendlichen das heutige Stadtbild mit der zerbombten Stadt in Form eines AR-Modells auf dem iPad vergleichen. Zu den Aufgaben gehörte auch die Beschriftung einer virtuellen sechsten Wallberg-Stele mit eigenen Emotionen. Nach dem Abstieg zum Stadtmuseum und einer ausgiebigen Mittagspause stand in Raum 243 das eigentliche Spiel im Fokus, das in Kleingruppen gespielt wurde. Eine bemerkenswert konzentrierte Stille ließ erkennen, wie die jungen Menschen allmählich in das Spiel eintauchten und in jenen Flow gelangten, der das Spielen als Lernerfahrung so wertvoll macht. Nach etwas über einer Stunde hatten alle Gruppen den gesuchten Familienstammbaum erstellt und die Lösung erarbeitet. Der „Lückenfilm“ am Ende sicherte die gewonnenen Erkenntnisse. 

Zum Abschluss versammelten sich die Klasse vor dem physischen Modell des 23. Februar, das Kunsthistorikerin Christina Klittich kurz erläuterte, ehe die Feedbackrunde eingeläutet wurde. Aufgrund der Rückmeldungen werden wir das Spiel an ein bis zwei Stellen nochmals modifizieren. Ein ausdrücklicher Dank auch an die Lehrkräfte des Keplergymnasiums, Frau Schäfferer und Herrn Heid, für ihre engagierte Mitwirkung. Jetzt erscheint der Projekttag allen Beteiligten „rund“ und reif für den Transfer in unser Standardrepertoire an Angeboten. Ein beeindruckendes neues Format, für das wir weitere Schulen gewinnen wollen. Wir sind bereits mit zwei Schulen dazu im Austausch.